Eine angeborene Wirbelsäulenfehlbildung, chronische Schmerzen und mehrere Operationen fesselten den 28-jährigen Jan Plomann an den Rollstuhl. Ein schwerer Schicksalsschlag für den einst aktiven Kampfsportler. Nach mehreren Operationen in anderen Krankenhäusern, fand er erst im Deutschen Wirbelsäulen- und Skoliosezentrum an der Sportklinik Hellersen die medizinische Hilfe, die ihm neue Hoffnung gab und schließlich wieder auf die Beine half.
Eine angeborene Spondylolisthesis, auch bekannt als Wirbelkörpergleiten, war die Ursache für die Beschwerden von Jan Plomann. Alles begann im Jahr 2019. Während eines Trainingskampfes erlitt der Kampfsportler einen Nabelbruch. Schon zuvor hatte er gelegentliche Schmerzen und ein Ziehen im Rücken bemerkt, doch mit dem Nabelbruch machten sich die Beschwerden erst deutlich bemerkbar. Zudem stellte sich heraus, dass ein zuvor eingesetztes Netz nach einem Leistenbruch gerissen war und einen Nerv sowie den Samenkanal einklemmte. Die Kombination der Verletzungen führte zu erheblichen Bewegungseinschränkungen. An Sport war nicht mehr zu denken.
Seine körperliche Verfassung verschlechterte sich stetig. Nach gründlichen Untersuchungen wurde ein angeborenes Wirbelkörpergleiten diagnostiziert. „Beim Wirbelkörpergleiten handelt es sich um eine Fehlbildung, bei der die Struktur des Wirbelkörpers getrennt ist. Unter Belastung, etwa durch Sport oder langfristige Beanspruchung, rutscht der betroffene Wirbelkörper nach vorne. Dies führt dazu, dass die Nervenwurzeln mitbewegt werden, während die Bandscheibe nach hinten gedrängt wird. Diese Verschiebung kann die Nerven reizen oder einklemmen, was starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zur Folge hat“, erklärt Liang Zhou, Leitender Oberarzt der Speziellen Wirbelsäulenchirurgie im Deutschen Wirbelsäulen- und Skoliosezentrum der Sportklinik Hellersen.
Die erste Operation von Jan Plomann, die in einem Krankenhaus in der Schweiz durchgeführt wurde, brachte keine vollständige Linderung: Durch das gerissene Netz in der Leiste, einen Splitter im Knie und die fehlende Physiotherapie konnte er die nötigen Übungen für seinen Rücken nicht ausführen. „Im Nachhinein erfuhr ich, dass bei der Operation offenbar kein ausreichender Platz für den Spinalkanal gelassen worden war. Diese Komplikation führte zu einer Spinalkanalstenose, die schließlich eine zweite Rückenoperation notwendig machte“, berichtet Jan Plomann. Im Dezember 2021 unterzog er sich deshalb einer zweiten Rückenoperation in einem anderen Krankenhaus, bei der die Wirbelkörper fixiert wurden. Es folgte zunächst eine erste Linderung der chronischen Nervenschmerzen, besonders im linken Bein. Doch die zahlreichen Operationen an Rücken, Leiste und Nabel – insgesamt vier Operationen innerhalb eines Jahres – belasteten stark seinen Körper und seine Bewegungsfähigkeit. Jan Plomann war auch weiterhin auf einen Rollstuhl angewiesen und litt unter starken Schmerzen. Jede Bewegung war nahezu unmöglich.
Erst in der Sportklinik Hellersen fühlte sich der junge Mann zum ersten Mal ernst genommen. „Die Ärzte haben sich Zeit genommen, mich als Mensch wahrzunehmen und genau hinzuschauen. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar“, betont er. In der Speziellen Wirbelsäulenchirurgie des Deutschen Wirbelsäulen- und Skoliosezentrums an der Sportklinik Hellersen wurde er eingehend untersucht. „Der Zustand des Patienten war äußerst kritisch. Die Muskulatur hatte sich in beiden Beinen vollständig zurückgebildet und es fehlte jegliche Kraft. Aus klinischer Sicht lag eine Querschnittslähmung vor“, berichtet Liang Zhou. Um die Ursache der Querschnittslähmung zu klären und neurologische Erkrankungen auszuschließen, wurde Jan Plomann zunächst an einen Neurologen überwiesen. Alle Untersuchungen, auch Kernspintomographie und elektronischer Diagnostik, ergaben keine wesentlichen Befunde, die die Querschnittslähmung erklärten. „Wir stellten fest, dass nach der zweiten Operation der Bandscheibenersatz sowie die oberen und hinteren Schrauben locker waren. Die hintere Struktur des Wirbelkörpers war entfernt, was zu einer vollständigen Instabilität der vorderen Segmente führte. Die Implantate versagten. Wir identifizieren dies als Hauptursache für die Beschwerden. Ein erneuter Eingriff war erforderlich, in dem wir die Implantate und den Bandscheibenersatz erfolgreich austauschten“, erklärt der Leitende Oberarzt.
Nach der Operation verspürte der Patient erste Besserungen. Obwohl sein Genesungsweg steinig war, kämpfte er sich zurück ins Leben. Jan Plomann benötigt keinen Rollstuhl mehr! Zur ersten Nachuntersuchung erschien er lediglich mit Gehhilfen zur Unterstützung. Die Rückenschmerzen haben deutlich nachgelassen und die Muskulatur in den Beinen hat sich wieder aufgebaut. Er kann wieder laufen! „Es gibt weiterhin Einschränkungen – kämpfen werde ich wohl nie wieder. Aber mit Geduld, Akzeptanz, Meditation sowie der Unterstützung meiner Familie und Freunde habe ich gelernt, damit zu leben. Ich bin dankbar, dass ich wieder stehen und laufen kann“, resümiert er.
Spondylolisthesis
Bei der Spondylolisthesis schiebt sich ein Wirbelkörper nach vorne über den darunterliegenden Wirbelkörper. Diese Instabilität kann angeboren sein oder entsteht durch degenerative Veränderungen im Alter, Überbelastung, Verletzungen oder Unfälle.
Spinalkanalstenose
Die Spinalkanalstenose ist eine Verengung des Spinalkanals, bei der die Nerven unter Druck geraten. Die häufigsten Ursachen sind degenerative Veränderungen wie Arthrose, Bandscheibenverschleiß, knöcherne Wucherungen, verdickte Bänder, Verletzungen oder angeborene Fehlbildungen.
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